Gott will Veränderung

Veränderung macht uns oft auch Angst. Wir neigen zur Stetigkeit, zum Beständigen. Da wissen wir, was auf uns zukommt. Da wissen wir, mit was wir rechnen können. Aber diese Stetigkeit löst oft genug eine Erstarrung, auch eine geistige Erstarrung aus. Sind wir noch in Bewegung? Offen dafür, daß Gott auch in unserem Glaubensleben noch einmal Neues entfacht? Offen dafür, uns durch Gottes Geist verändern zu lassen. Vor einigen Jahren wurde die Autobahn A8 zwischen meiner Heimatstadt Kirchheim Teck und Mühlhausen erneuert. Dieser Autobahnabschnitt hatte Jahrzehntelang für Staumeldungen in den Verkehrsinformationen der Rundfunkanstalten gesorgt. Täglich, an den Wochenenden und in der Ferienzeit garantiert, gab es am berüchtigten Aichelberg, lange Jahre das steilste Autobahnstück Deutschlands, Staus und Behinderungen. Wer die Strecke in früheren Jahren gefahren war, weiß auch, daß es eine steile und imposante Strecke war. Der Albaufstieg mußte an dieser Stelle überwunden werden, eine Höhendifferenz von gut und gern 250 m auf kurzer Strecke. Dazu wurde ein eindrucksvolles Viadukt, eine Autobahn am Berg entlang gebaut. Doch wie gesagt, der Aichelberg war immer Nadelöhr. Nicht wenige Bremsen von LKW´s versagten am Aichelberg, wurden zu heiß. Nicht wenige LKW-Fahrer sind zu schnell in den Berg gefahren, so daß sie schließlich ihre schwere Ladung nicht mehr bremsen konnten. So beschlossen dann die Verantwortlichen einen Neubau des A8-Albaufstieges am Aichelberg. Die Strecke wurde um 100 m nach Süden verlegt, eine gewaltige Rampe wurde aufgeschüttet, in den Aichelberg eine gewaltige Schneise gegraben. Die Landschaft am Aichelberg wurde verändert, der Berg ein wenig abgetragen, so daß so ca. 50 Höhenmeter weniger zu überwinden waren. Der Neubau des Aichelbergs war ein Jahrzehntprojekt der Autobahnbauer. Um ein bißchen eine Rampe aufschütten und ein bißchen den Berg abzutragen, eine Neubaustrecke von ca 8 km zu schaffen, arbeiteten große Bagger und unendlich viele LKW´s jahrelang. Ja, wenn wir Menschen die Geographie nur ein klein wenig verändern wollen – wir tun uns schwer damit. Zu klein sind wir, als daß wir Großes auf dieser Erde bewegen könnten. Jesaja 40,3-5 Jes 40,3 Es ruft eine Stimme: In der Wüste bereitet dem HERRN den Weg, macht in der Steppe eine ebene Bahn unserm Gott! Jes 40,4 Alle Täler sollen erhöht werden, und alle Berge und Hügel sollen erniedrigt werden, und was uneben ist, soll gerade, und was hügelig ist, soll eben werden; Jes 40,5 denn die Herrlichkeit des HERRN soll offenbart werden, und alles Fleisch miteinander wird es sehen; denn des HERRN Mund hat’s geredet. Diese Verse markieren den Anfang eines neuen Abschnittes im Jesajabuch. Ab Kapitel 40 hört Jesaja auf, vom Gericht Gottes zu reden. Es beginnt das Trostbuch Israels, mit wunderbaren, tröstenden und Mut machenden Abschnitten. Und Jesaja weissagt die Rückkehr des Volkes Israel aus dem babylonischen Exil. Genau das ist die Situation, in die unser Text hinein spricht. Israel saß an den Wassern von Babylon und sie weinten, sie hatten keine Hoffnung, aus eigener Kraft dort frei zu kommen, zu lange schon währte ihre Gefangenschaft. Und die Weltpolitik rollte weiter. Schon war in Babylon das Brüllen des mächtigen Perserkönigs Kyrus zu hören, der wenige Jahre später Babylon erobern und überrollen sollte. Wieder zunächst einmal eine dunkle Vorahnungen für den Rest der Juden. Was sollte nur aus ihnen im Getriebe der Völker und im Umtrieb der Mächtigen auf dieser Erde werden. Dort hinein beginnt Jesaja ´s prophetische Botschaft. Jes 40,1-2 Tröstet, tröstet mein Volk! spricht euer Gott. Redet mit Jerusalem freundlich und predigt ihr, daß ihre Knechtschaft ein Ende hat, daß ihre Schuld vergeben ist. Und dann: Jes 40,3-5 Es ruft eine Stimme: In der Wüste bereitet dem HERRN den Weg, macht in der Steppe eine ebene Bahn unserm Gott! Alle Täler sollen erhöht werden, und alle Berge und Hügel sollen erniedrigt werden, und was uneben ist, soll gerade, und was hügelig ist, soll eben werden; denn die Herrlichkeit des HERRN soll offenbart werden, und alles Fleisch miteinander wird es sehen; denn des HERRN Mund hat’s geredet. Wer ist es denn, der da ruft? Wessen Stimme ertönt denn da? Wen hört der Prophet rufen? Es müssen die Engelsmächte im Himmel sein, wer anders ist zu solch einem Straßenbau fähig? Die Gefangenen in Babylon bestimmt nicht. Jesaja hört, was in der unsichtbaren Welt gesprochen und geredet wird. Gott soll eine Bahn, eine Straße gebaut werden, auf der er von Jerusalem nach Babylon kommt und sein gefangenes Volk erlöst. Hört man in diese vielen Stimmen im Himmel hinein gewinnt man den Eindruck, daß eine mächtige Bewegung unter den himmlischen Zugange ist. Sie feuern sich zu einer drängenden Eile an. Später ist es Johannes, der dieses Wort aus Jesaja aufgreift. Wir haben es in der Schriftlesung gehört. Er deutet das „Bereitet dem Herrn den Weg auf die Geburt und Ankunft von Jesus, dem Messias.“ Was will uns denn nun dieses Wort von den göttlichen Straßenbauprojekten sagen? Zum ersten sagt es uns: 1. Gott will Veränderung. Gott will Veränderung: Mehrfach leuchtet diese Tatsache hier auf. Das beginnt zunächst einmal ganz schlicht und ergreifend damit, daß Gott die Topographie des Landes verändern will, um seinem Volk zur Hilfe zu kommen. Gott scheut nicht davor zurück, in die Natur einzugreifen, in ihr Veränderungsprozesse in Gang zu bringen, um seine Ziele zu erreichen. Das ist die vordergründige Veränderung, die wir aus diesem Text heraus erkennen. Aber dann gibt es noch eine Hintergründige, an dem wir erkennen, daß Gott ein Gott der Veränderung ist. Dieses Hintergründige erkennen wir, wenn wir dieses Wort verstehen auf dem Hintergrund der göttlichen Heilsgeschichte. Gott hat seine Heilsgeschichte ja mit Abraham begonnen, hat sich dann ein ganzes Volk, die Israeliten, erwählt, sie mit mächtiger Hand aus Ägypten befreit. Aber nein, damit ist Gott nicht zufrieden. Dabei bleibt er nicht stehen. Durch das ganze AT hindurch ruft er, daß er nicht nur Israel, sondern auch die Völker erreichen will, daß er den Messias schickt, dem hier der Weg, die Straße bereitet werden soll, und den Johannes dann in der Ankunft Jesu entdeckt. Jesus kommt und durch ihn wird die Welt im wahrsten Sinne des Wortes wieder auf den Kopf gestellt. Gott gründet seine Kirche, macht das Christentum zur Weltbewegung, sendet uns das Heil durch die Reformation, nimmt es uns wieder weg und läßt den Segen der Erweckung auf anderen Erdteilen mächtig werden. Erst heute habe ich von Nordvietnam gelesen, daß sich dort, auch durch die großen Flutkatastrophen dieses Jahres, 30.000 Kinder und Jugendliche bekehrt haben, daß die Anzahl der Hausgemeinden innerhalb der letzten zwei Jahre von 250 auf 800 angewachsen ist. Und das in diesem atheistischen Land. Durch die ganze Heilsgeschichte hindurch wird deutlich: Gott ist nicht ein statischer Gott. Er ist ein Gott, der Veränderung will. Er sitzt nicht im Himmel und sieht dem Treiben auf Erden nur zu. Er sitzt nicht im Himmel und rührt sich dort nicht vom Fleck. Er ist ein Gott, der in Bewegung ist. Er hört nicht auf zu schaffen und zu wirken. Wir meinen oft genug: Gott ist unveränderlich. Unveränderlich meint, daß er in seinem Willen zu retten unveränderlich ist. Aber das heißt nicht, daß Gott nicht in Bewegung wäre. Gott hat durch die ganze Heilsgeschichte hindurch immer wieder anderes geschaffen, hat nicht sich, aber die Umstände, die Topographie seines Landes und die Topographie der Herzen verändert. Machen wir da mit? Springen wir auf diesen Zug auf? Lassen wir uns auch verändern? Sind wir denn auch in Bewegung oder gehören wir zu denen, die wie Lots Frau zur Salzsäule erstarrt sind? Viele von uns neigen eher dazu, sich nicht zu verändern. Veränderung macht uns oft auch Angst. Wir neigen zur Stetigkeit, zum Beständigen. Da wissen wir, was auf uns zukommt. Da wissen wir, mit was wir rechnen können. Aber diese Stetigkeit löst oft genug eine Erstarrung, auch eine geistige Erstarrung aus. Sind wir noch in Bewegung? Offen dafür, daß Gott auch in unserem Glaubensleben noch einmal Neues entfacht? Offen dafür, uns durch Gottes Geist verändern zu lassen? Darf Gott, der hier in diesem Predigtext in Bewegung ist, sein Volk zu befreien und dazu die Landschaft umbaut, darf dieser Gott auch in unseren Herzen noch etwas umbauen, in unseren Herzen die Berge erniedrigen und die Täler auffüllen? Vor einem Monat war auf Chrischona der Gemeindebaukongreß. Thema, das die Verantwortlichen gewählt haben: Gott will Veränderung. Gerade wir, die wir schon lange Christen sind, gerade wir, die 2001 als Gemeinde das hundertjährige feiern, müssen darauf achten, daß unser Glauben lebendig bleibt. Gott ist ein Gott, der Veränderung will, haben wir gesagt. Er will mit dieser Welt, mit uns als Gemeinde, mit mir persönlich in Bewegung bleiben. Daß die Welt Veränderung nötig hat, das sehen wir ja noch ein, das begreifen wir, das lesen wir aus jeder Zeitungsseite heraus. Die Welt hat Veränderung wahrlich nötig. Aber wenn wir die Notwendigkeit der Veränderung dieser Welt einsehen, dann müssen wir auch einsehen, daß diese Veränderung bei uns als Gemeinde und bei mir persönlich nicht ausbleiben kann. Was soll sich denn verändern, fragt sich der eine oder andere jetzt schon ganz kribbelig? Uli, hör auf zu proklamieren, sage uns endlich, was sich verändern soll, bei mir, bei uns? Liebe Freunde, darf ich einfach noch einmal auf die Gebetsgruppen hinweisen, die es in unserer Gemeinde schon gibt und die neu begonnen haben. Wer betet, bittet um Gottes Eingreifen, um Gottes veränderndes Handeln. Wer betet verändert sich aber auch selbst. Und wenn wir uns verändern ist es sinnvoll mit dieser Veränderung im Gebet zu beginnen. Darf ich einfach noch einmal auf diese Gebetsgruppen hinweisen. Wäre an dieser Stelle für dich Veränderung dran, daß du neu damit beginnst, um Gottes Handeln und Wirken zu bitten. Das wäre doch eine einschneidende Veränderung im Leben. Einmal in der Woche eine halbe Stunde mit Geschwistern zusammen Gott anzubeten und ihn anzuflehen in Eichstetten einzugreifen…. Diese Gebetsgruppen, sie sind kein neues Gesetz, sie sind keine gesetzliche Forderung für gutes Christsein. nein, nein und nochmals nein. So nicht. Aber diese Gebetsgruppen sind eine Chance zur Veränderung. Sagen wir denn nicht, daß es die Beter sind, die die Welt verändern? Was will uns denn nun dieses Wort von den göttlichen Straßenbauprojekten sagen? So haben wir am Anfang gefragt. Nach diesem ersten großen Gedanken noch zwei kleine und kurze Gedanken, die mir beim Betrachten dieses Wortes aufgefallen sind. 2. Gott will die Wüste verändern Es ruft eine Stimme: In der Wüste bereitet dem Herrn den Weg. Daran bin ich hängen geblieben. Ausgerechnet in der Wüste beginnt der göttliche Straßenbau. Nun, ich bin kein Bauingenieur, aber ich stelle mit den Bau einer Straße in der Wüste schwierig vor. Kein fester Grund, Treibsand, Wandersand, schwieriges Terrain. Gottes Wege und Straßen unseres Lebens beginnen oft genug nicht im blühenden Garten, sondern in der Wüste unseres Lebens. Vielleicht hast du dir vorher gesagt. Veränderung ja, aber zuvor müßte Gott mir diese oder jene Not im Leben abnehmen. Bevor diese Not nicht aus meinem Leben fortgeschafft ist, kann ich mich nicht verändern, bin ich nicht frei dafür. Oder es kann auch sein, daß wir in unserem Denken so auf einzelne Nöte unseres Lebens fixiert sind, daß wir gar nichts anderes mehr denken können. Gottes Wort sagt, daß der Weg, auf dem Gott zu uns kommt, in der Wüste beginnt. Dort wo es wüst und trocken und hoffnungslos aussieht, dort wo kein Gras mehr wächst, dort, wo wir durstig sind, dort, wo unsere Hoffnungen bereits gestorben sind, wo wir im Grunde nichts mehr hoffen, will Gott einen Weg spuren. Dieses Wort ist mitten hinein in den Niedergang, in die Wüste des Volkes Gottes gesprochen. Gott will nicht Gericht, sondern er will Heil. Gott will nicht, daß wir in den Wüsten unseres Lebens verdursten, in den Schluchten und Tälern untergehen. Wir denken: Wenn dies oder das nicht wäre, dann würde es mir gut gehen. Herr ändere du doch meine Umstände, nimm mir doch die Wüste weg, dann kann ich mich darauf einlassen, zu dir zu kommen. Aber in der Regel beginnt Gott nicht die Umstände zu verändern sondern er beginnt mit seiner Veränderung bei mir selbst. Viele von uns haben aufgegeben und sagen: Da läßt sich nichts mehr verändern. Glaube ist anders, er geht gegen den Augenschein und er gibt nicht auf zu hoffen und er glaubt, daß Gott auch in der Wüste, auf schwierigem Terrain seine Straße baut. 3. Gott will Verherrlichung Damit kommen wir zum letzten Vers des heutigen Abschnittes: Gott hat mit seinem Straßenbau, mit der Befreiung seines Volkes aus Babylon etwas vor. Die Herrlichkeit Gottes soll offenbar werden und alles Fleisch, das heißt jeder, soll es sehen. Die Herrlichkeit Gottes soll offenbar werden, das ist der Zielpunkt dieses Textes. Am Anfang des Jesajabuches, im 6. Kapitel hat nur Jesaja die Herrlichkeit Gottes im Tempel gesehen. Jetzt soll diese Herrlichkeit Gottes vor der ganzen Kreatur sichtbar werden. Das dürfen wir getrost auch auf unser persönliches Leben übertragen, das oft genug von Niederlagen, Nöten, von Trotz oder Verzweiflung oder Beidem geprägt ist. Gott will seine Herrlichkeit an mir und dir offenbaren. Jeder soll es sehen. Ist das nicht eine aufregende Perspektive? Wo Gott ein Weg, eine Straße gebaut wird, wo Hindernisse im persönlichen Leben ab und ausgeräumt werden, wo Gott an uns handelt, da wird seine Herrlichkeit erkennbar. Und dann sagt Paulus im 2. Korintherbrief, daß mit dem Advent, der Ankunft Jesu, Gottes Herrlichkeit für alle sichtbar angebrochen ist. Die Decke des AT ist uns von den Augen genommen und in Jesus sehen wir mit aufgedecktem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn. Advent feiern heißt: Gottes Herrlichkeit in Jesus neu entdecken und Glauben und erwarten, daß diese Herrlichkeit Gottes sich auch in meinem Leben offenbart. So wollen wir gespannt warten, nicht nur auf die Geschenke unter dem Weihnachtsbaum, sondern auf die Offenbarung der Herrlichkeit Gottes in unserem Leben. Jes 40,3 ..In der Wüste bereitet dem HERRN den Weg, macht in der Steppe eine ebene Bahn unserm Gott. © 1997-2008 Chrischona – Gemeinde Eichstetten