Die Bibel zu Ehe-Alternativen

Der unverbindlich angebissene Apfel

Biblische Grundlage: Matthäus 19,3–12

«Wollt ihr euch lieben und treu bleiben, bis dass ihr keine Lust mehr füreinander habt oder irgendwelche Schwierigkeiten auftauchen, so sagt ja…» So in etwa könnte sich ein modernisiertes Trauversprechen anhören. Oder eben, ein Versprechen für eine Ehe ohne Trauschein. Warum eigentlich nicht? Diese Frage ist für Menschen der modernen Gesellschaft mit den entsprechenden individualistisch sozialen Verbindlichkeitsformen gar nicht so abwegig. Selbst die Jünger Jesu waren schon der Meinung, dass es besser sei, nicht zu heiraten… (Matthäus 19,10)

Ledige mit Vorteilen
In Matthäus 19,3–12 führt Jesus mit den Pharisäern einen Disput über Ehescheidung und Ehebruch. Die Jünger gelangen dabei zur Überzeugung, dass unter solchen Umständen die Verantwortung für den Mann zu gross sei, eine Ehe zu schliessen. Damit legen die Jünger eine echt moderne Auffassung über Ehe und Scheidung an den Tag, in dem sie lieber die tolerante, pharisäische Sicht übernehmen, als die harte Linie ihres Herrn zu teilen.
Beim anschliessenden Gespräch mit den Jüngern (Verse 11+12) hebt Jesus die Vorteile der Ehelosigkeit hervor. Aber nicht etwa, weil er die egoistische Scheu vor (Ehe-)Verantwortung unterstützt. Sondern weil er damit auf die grossen Möglichkeiten hinweist, wie Ledige sich einfacher in der Reich-Gottes-Arbeit entfalten können. Dabei ist jedoch zu beachten, dass Christus den Stand der Ehelosigkeit nicht über die Ehe erhebt. Aus diesem Text können wir keine Argumente für alternative Formen wie «Ehe ohne Trauschein» ziehen. Dafür finden wir Hinweise, wie Gott sich die Beziehung von Mann und Frau vorstellt.

Gottes genialer Gedanke
In den Versen 4+ 5 verweist Jesus in der Auseinandersetzung mit den Pharisäern auf die Schöpfungsordnung (1.Mose 1,27+2,24). Der Schöpfer hat die Menschen als Mann und Frau geschaffen. Diese verlassen ihre Eltern, binden sich aneinander und werden zusammen ein Fleisch. An dieser Stelle lohnt es sich zu überlegen, was Gott sich für geniale Gedanken gemacht hat. Wie er sich vorstellt, wie die Beziehung zwischen Mann und Frau richtig funktionieren soll.

Dauerhaft verklebt
Diese Beziehung namens «Ehe» beginnt aus biblischer Sicht mit dem öffentlichen Akt des Mannes, der seine Eltern verlässt und seiner Frau anhängt. Interessant in diesem Zusammenhang ist auch die rechtliche Auslegung, dass die Ehe als vollzogen gilt, wenn der erste Geschlechtsverkehr stattgefunden hat. Die starke Bindung zueinander, beschrieben als «ein Fleisch werden», zeigt auf, wie dauerhaft, endgültig und untrennbar diese Beziehung ist. Man kann es mit zwei Blättern Papier vergleichen, die zusammengeklebt werden. Versuchen Sie einmal, die Blätter wieder voneinander zu trennen. Dies wird unmöglich gehen, ohne dass das Papier beschädigt wird. Genauso werden Menschen bei der Eheschliessung dauerhaft «verklebt». Eine Trennung hinterlässt immer schadhafte Stellen.

Stabiler Rahmen
An anderer Stelle wird der Geschlechtsverkehr auch als «einander erkennen» bezeichnet. 1.Mose 4,1: «Adam erkannte seine Frau, und sie ward schwanger und gebar den Kain.» Im Hebräischen wird das Wort «jadah» benutzt, was soviel wie wahrnehmen, erkennen oder kennen lernen heisst. An den Ausdrücken «erkennen» und «ein Fleisch werden» wird deutlich, dass es um viel mehr als nur um die sexuelle Vereinigung geht. Es ist eine ganzheitliche Handlung, bei der Geist, Seele und Leib in vollständiger Harmonie zusammenspielen. Der ganze Mensch ist davon in intimster Art mit innigsten Gefühlen einbezogen. Die persönliche Nähe zueinander verbindet die zwei beteiligten Menschen auf eine Art, die nicht mehr rückgängig gemacht werden kann.
Diese Zusammenhänge zeigen auf, dass das wunderschöne, aber sensible Geschenk Gottes der Sexualität den stabilen Rahmen einer treuen und lebenslänglichen Beziehungsform braucht. Diese muss auch die Basis bieten, auf der menschliche Grundbedürfnisse gestillt werden. Die Grundbedürfnisse bestehen ja nicht nur allgemein aus Nahrung, Kleidung und einem Dach über dem Kopf, sondern beinhalten auch Sicherheit, Geborgenheit und Annahme.

Diskrete Probe?
Das Konkubinat (in lateinisch «concumbere», das heisst zusammenliegen, den Beischlaf vollziehen) ist eine weit verbreitete Konkurrenz zur Ehe geworden. Oft wird diese Beziehungsform auch als «Test-Ehe» angesehen. Aber eine Ehe mit dem kompletten, ganzheitlichen Beziehungsinhalt ist keine technische Angelegenheit, die mal unverbindlich ausprobiert werden kann. Genauso wenig wie man im Laden unverbindlich zu Testzwecken in einen Apfel beissen und ihn anschliessend diskret wieder zurücklegen kann. Eine menschliche Beziehung ist nie als Probe-, sondern immer als Ernstfall zu sehen.

Keine alternative Test-Ehe
Eine Test-Ehe müsste folglich in dieser kündbaren Zeit auch auf die intime Vereinigung verzichten. Aber die vorbehaltlose, unbefristete und ganze Hingabe mit allen Facetten und Bereichen des Menschseins kann nicht zuerst ausprobiert werden. Beachtet werden muss auch, dass eine kündbare Ehe keine vertrauenswürdige Basis für Grundbedürfnisse ist. Eine ständige unterschwellige Angst vor Verlust wird logischerweise vorhanden sein.
In der Bibel wird das Konkubinat kaum erwähnt: Johannes 4,18 berichtet von einer Frau ohne Mann, die jedoch zu diesem Zeitpunkt mit dem sechsten Konkubinatspartner zusammen lebte. Einige andere Stellen behandeln den vorehelichen Geschlechtsverkehr, der als «Schandtat in Israel» bezeichnet wird (2.Mose 22,15; 5.Mose 22,13ff; 2.Samuel 13,12f). Eine biblisch vertretbare Alternative zur von Gott erfundenen Ehe gibt es nicht.

Stefan Kuhn